Epoche VI
Mich faszinieren Hobbyisten und Steckenpferdreiter, wenn sie sich vollständig abgeschlossene Welten schaffen. Etwa die Modelleisenbahner, denen es um eine Verdopplung der Welt in der Miniatur geht, was die Eisenbahnaspekte unserer Welt betrifft. Zufällig habe ich erfahren, daß vor zwei Jahren für den Modelleisenbahner ein neues Zeitalter angefangen hat. Wir haben jetzt Epoche VI.
Die Einteilung in Epochen dient dazu, beim Nachbau der Welt keine Asynchronitäten zu produzieren. Man stellt also eine Dampflok von 1930 auf ein Gleis von 1930 in einen Bahnhof von 1930. Der Modelleisenbahner hat dafür das schöne Wort „epochenrein“. Die Epoche IV beispielsweise umfaßt die Zeit von 1968 bis 1990. Na klar, denkt man sich: von der Studentenrevolte bis zur Wiedervereinigung. Der Modelleisenbahnfreund sieht das etwas anders: UIC-Nummern, IC statt TEE, blau/beige Lackierung (IVa), zweiklassige ICs und Abstellen der Vorkriegs-E-Loks (IVb), die ersten orientroten Triebwagen und Abstellung der Baureihe BR194 (IVc). Ja, es hängt immer daran, von wo man guckt.

Aufwendige Modelleisenbahnanlage mit drei TR103
aus der Epoche IV (Quelle: Wikipedia)
Dabei geht diese Epochenbildung keinesfalls diskussionslos vor sich: im Internet streitet man über den richtigen Anfang und das richtige Ende der Zeitalter, und der kritische Modelleisenbahner fragt, ob das denn überhaupt sein muß, schon wieder eine neue Epoche, wenn die Epoche V gerade mal 17 Jahre Bestand hatte. Andererseits hat die Beschleunigung der Welt auch die deutsche Bahn erfaßt und hat sie mittlerweile in eine Aktiengesellschaft, in einen „modernen Dienstleistungskonzern“ und in einen „Anbieter ganzheitlicher Mobilitäts- und Logistiklösungen“ verwandelt (Selbstbeschreibungen). Für den passionierten Modelleisenbahner muß das so gruselig klingen, als würde sich die englische Königin als Anbieter von Common Identity Solutions andienen. Und es interessiert sich ja auch niemand Junges mehr für Modelleisenbahnen, so daß gar Märklin in diesem Jahr Konkurs anmelden mußte (für die Epoche VI-Generation: Märklin war eine Art Google der Epoche IV).
Aber was hilft es: das alte Zeug muß ja weg, sonst hat man nichts Neues zum Hinterherjammern. Das ist überhaupt das Paradoxe an jeder Nostalgie: sie erschafft sich dadurch, daß ihre Objekte verschwinden.
Die Einteilung in Epochen dient dazu, beim Nachbau der Welt keine Asynchronitäten zu produzieren. Man stellt also eine Dampflok von 1930 auf ein Gleis von 1930 in einen Bahnhof von 1930. Der Modelleisenbahner hat dafür das schöne Wort „epochenrein“. Die Epoche IV beispielsweise umfaßt die Zeit von 1968 bis 1990. Na klar, denkt man sich: von der Studentenrevolte bis zur Wiedervereinigung. Der Modelleisenbahnfreund sieht das etwas anders: UIC-Nummern, IC statt TEE, blau/beige Lackierung (IVa), zweiklassige ICs und Abstellen der Vorkriegs-E-Loks (IVb), die ersten orientroten Triebwagen und Abstellung der Baureihe BR194 (IVc). Ja, es hängt immer daran, von wo man guckt.

Aufwendige Modelleisenbahnanlage mit drei TR103
aus der Epoche IV (Quelle: Wikipedia)
Dabei geht diese Epochenbildung keinesfalls diskussionslos vor sich: im Internet streitet man über den richtigen Anfang und das richtige Ende der Zeitalter, und der kritische Modelleisenbahner fragt, ob das denn überhaupt sein muß, schon wieder eine neue Epoche, wenn die Epoche V gerade mal 17 Jahre Bestand hatte. Andererseits hat die Beschleunigung der Welt auch die deutsche Bahn erfaßt und hat sie mittlerweile in eine Aktiengesellschaft, in einen „modernen Dienstleistungskonzern“ und in einen „Anbieter ganzheitlicher Mobilitäts- und Logistiklösungen“ verwandelt (Selbstbeschreibungen). Für den passionierten Modelleisenbahner muß das so gruselig klingen, als würde sich die englische Königin als Anbieter von Common Identity Solutions andienen. Und es interessiert sich ja auch niemand Junges mehr für Modelleisenbahnen, so daß gar Märklin in diesem Jahr Konkurs anmelden mußte (für die Epoche VI-Generation: Märklin war eine Art Google der Epoche IV).
Aber was hilft es: das alte Zeug muß ja weg, sonst hat man nichts Neues zum Hinterherjammern. Das ist überhaupt das Paradoxe an jeder Nostalgie: sie erschafft sich dadurch, daß ihre Objekte verschwinden.
MhsStv - 9. Dez, 11:39